Hausfrauambitionen

Neulich war ich mit einer Freundin abends beim Italiener. Die ganze Woche hart gearbeitet, Kariere gemacht, zum Abschluss der Woche und zum Start ins Wochenende hatten wir uns also was feines zum essen verdient. Plötzlich wurden wir auf drei Männer am Nebentisch aufmerksam, die sich darüber unterhielten, dass ihre Freundinnen allesamt nicht kochen könnten und sie deshalb noch schnell was essen gehen müssten bevor sie heimgehen.

Bisher kam ich mir revolutionär vor, dass ich als Frau mich gegen die Erwartung der Gesellschaft stelle und damit gegen den Herd. Allerdings waren meine Freundin und ich dann doch geschockt.

Sind nicht kochende Frauen tatsächlich Gang und Gebe?

Undenkbar. Abhilfe muss her!
Nicht das wir jetzt auf das Eva-Prinzip von Eva Hermann pochen. Frauen sollen klar Kariere machen und klar sollen wir unabhängig und revolutionär sein. Aber natürlich verlangen wir auch von Männern noch Gentleman zu sein. Sie sollen uns zum Essen einladen und uns die Tür aufhalten. Wäre doch schön, wenn wir ihnen auch mal ein saftig zubereitetes Mal bescheren könnten. So wie früher in den Filmen uns Serien, in denen die Frauen in Schürze und mit einem saftigen Stück Fleisch auf ihren Mann warten. Hach, das kann ich auch! Also, ran an den Herd!
Und bei Themen, bei denen ich früher meine Mutter nur augenrollend verachtet habe, spitze ich jetzt die Ohren: Ein neues Rezept? Ein neuer Kochtopf? Ich bin dabei. Im Internet recherchiere ich die neuesten Rezepte und stöbere in Buchläden nach Kochbücher. Zu Hause angekommen beginne ich mit meinem Unterfangen. Allerdings ist dies kein leichtes. In meinem Kochbuch ist leider nicht beschrieben, wie man eine Mehlschwitze macht oder was eine Vinaigrette ist. Außerdem ist kochen ganz schön aufwendig. Da muss man schon für eine Sauce Stunden aufbringen. Und Stunden wieder, um die Küche danach zu putzen. Und damit man bei den Rezepten durchsteigt, muss man auch Stunden investieren. Und ehrlich gesagt fühle ich mich jetzt nicht mehr wie eine Hausfrau. Eher nach einer Mitte 20 im zwanzigsten Jahrtausend, die versucht zu kochen. Klappt nicht so! Also ruf ich die größte Köchin, an die ich kenne. „Mamaaa, ich kann nicht kochen!“ „Das hätt’ ich dir sagen können!“, kommt ganz trocken zurück. Wieso hat sie mich nicht anders erzogen. Naja, also wo ich jetzt hier so am Herd stehe – warum eigentlich nicht. So gibt sie mir am Telefon noch die letzten Rettungstipps. Irgendwie riecht’s verbrannt. Mein Gentleman kommt heim und entdeckt mich in verzweifelter Pose am Herd, den Brand in der Pfanne versuchend zu löschen. Er lacht. Und ganz Gentleman findet er es großartig, dass ich es immerhin versucht habe und lädt mich zum Essen beim Italiener ein.


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